Modesammlung

Im Mittelpunkt unserer Einrichtung steht die Sammlung und die wissenschaftliche Bearbeitung von Mode. Das Konzept unterscheidet sich grundsätzlich von der Arbeit vieler vorhandener Textil-Sammlungen in Deutschland :

  1. Wir sehen Mode als gleichrangige ästhetische Objektivation neben den Schöpfungen der Bildenden Kunst.
  2. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt bei bedeutenden Einzel-Objekten, Meilensteinen der Avantgarde-Mode.

Die Sammlung umfasst Textilien des 16. und 17. Jahrhunderts, Avantgarde-Mode des 18. und 19. Jahrhunderts, Haute Couture des 20. Jahrhunderts bis zur Vintage-Fashion von heute, sowie eine themenbezogene Bibliothek und Bilder-Kartei.
Der Bestand wurde in der Presse als „die umfangreichste kostümgeschichtliche Privatsammlung auf dem europäischen Kontinent“ bezeichnet. Tatsächlich habe ich nie eine zahlenmäßig große Sammlung angestrebt, sondern eher, unter Auslassung von Menge, prototypische Beispiele der Mode- Entwicklung ausgewählt.
Die erste Erwerbung erfolgte durch eine Schenkung von James Laver, dem damaligen Direktor der Kostümabteilung des Victoria und Albert-Museums. Er hatte mich beobachtet, wie ich als Schüler tagtäglich in seiner Schausammlung zeichnete. Später erhielt ich unter anderem bedeutende Kleider von Paul Poiret aus der Hand seiner damals hoch betagten Witwe.
Ein großer Bereich meiner Sammlung wurde erstmals 1983/84 unter dem Titel „Kleid und Bild“ im Forum des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover, noch unter der Ägide des damaligen Direktors Hans Werner Grohn, ausgestellt. Damit erfüllte sich mein lange gehegter Wunsch, Avantgarde-Mode im sinnvollen Kontext und als gleichrangiges ästhetisches und kulturgeschichtliches Phänomen mit Bildender Kunst zu präsentieren.
Im Jahr 1986 erwarb die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsammlungen einen Teil meiner damaligen Sammlung, der heute im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe bewahrt wird. Dadurch fehlten nun einige wichtige Kleider zum Beispiel von Mariano Fortuny und Paul Poiret. Die Lücke konnte inzwischen durch Zukäufe aus Privatbesitz und aus dem Nachlass von Mme.Denise Boulet-Poiret geschlossen werden.
Die Sammlung hat sich zu einem anspruchsvollen Bestand entwickelt, dessen wissenschaftliche und kulturelle Relevanz eine angemessene Präsentation nahe legt. Wir werden versuchen, im Rahmen unserer Herbst-Ausstellungen, jeweils einige Beispiele der Sammlung zu zeigen. Eine umfangreiche Präsentation ist geplant und eine umfangreiche Dauerausstellung auf Schloss Rochsburg wird vorbereitet.


Literatur: August Ohm, Das Kleid als Kunstwerk, Hamburg 2012.

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